Linzer Gemeinderat beschließt Resolution gegen ACTA

_ Einstimmiger Beschluss zur Weiterleitung an EU-Parlament und Regierung

„Freiheit vor Ort“-Mitherausgeber Christian Forsterleitner hat vergangene Woche eine Resolution im Linzer Gemeinderat eingebracht, die österreichische EU-Abgeordnete auffordert, dem Anti-Piraterie-Abkommen nicht zuzustimmen. Auf seinem Blog veröffentlichte Forsterleitner die ausführliche Antragsbegründung, in der es unter anderem wie folgt heißt:

ACTA ist aus vielen Gründen problematisch:

  • ACTA wurde „im stillen Kämmerlein“ ausgehandelt, ohne etablierte multinationale Foren wie WIPO und WTO zu konsultieren. Es hat sich damit seiner demokratischen Glaubwürdigkeit und Rechtsklarheit beraubt.
  • Eine Ratifizierung würde außer der Schädigung des internationalen Handels [auch] Erstickung von Innovationen verursachen und damit neue digitale und andere industrielle Neuerungen hemmen.
  • Auch erhebliche Auswirkungen auf Meinungsfreiheit, den Zugang zu Kultur und Datenschutz sind zu befürchten. ACTA legt die Regulierung der Meinungsfreiheit in die Hände privater Unternehmen. ACTA drängt Internet-Provider zur Überwachung ihrer Netzwerke und der Offenlegung der angeblichen Rechteverletzer.

Außerdem verweist Forsterleitner in seiner Begründung auf einen kurzen Aufsatz seines „Freiheit vor Ort“-Co-Herausgebers Leonhard Dobusch, der sich unter dem Titel „ACTA: Vom Symptom zum Wendepunkt?“ ebenfalls kritisch mit dem Abkommen auseinandersetzt.

B5-Podcast: Was will die Generation Internet?

_ Remix einer Podiumsdiskussion zum Thema Urheberrecht

Im aktuellen B5-Podcast des Bayrischen Rundfunks zum Thema „Was will die Generation Internet? Wenig TV, keine Stadtmagazine, freies Internet“ geht es unter anderem (ab Minute 15:35) um das Thema Urheberrecht. Den Podcast gibt es auch als MP3-Download.

Zu Wort kommt dabei Freiheit-Vor-Ort-Mitherausgeber Leonhard Dobusch mit Auszügen von einer Podiumsdiskussion der Friedrich-Naumann-Stiftung von November letzten Jahres in Berlin. Ein Video dieser Veranstaltung findet sich auf YouTube:

Lokales Crowdfunding als Chance für Freies Wissen und Freie Kultur? [Update]

Crowdfunding über Plattformen wie Kickstarter gewinnt mehr und mehr an Bedeutung („Kickstarter erwartet für 2012 mehr Geld als US-Kulturförderstiftung„) – und zwar gerade für Projekte im Bereich Freies Wissen und Freie Kultur. Weil die Finanzierung vorab erfolgt, ist diese Finanzierungsweise mit der Verwendung freier Lizenzen besser kompatibel als klassische Verwertungsmodelle. So finanziert beispielsweise Kirby Ferguson sein nächstes Projekt nach „Everything is a Remix“ via Kickstarter.

Open-Source-Vordenker Tim O’Reilly bezeichnete Kickstarter in einem Tweet als die vielleicht wichtigste Technologie-Firma seit Facebook, längerfristig vielleicht sogar noch wichtiger:

Klar ist aber, dass es insbesondere kleinere und lokalere Projekte auf großen Plattformen wie Kickstarter schwer haben, genug Aufmerksamkeit zu bekommen. Umso interessanter ist, dass sich offenbar neben den großen überregionalen mittlerweile lokale Crowdfunding-Plattformen herauszubilden scheinen.

In Hamburg ist mit der Plattform „nordstarter“ nun auch im deutschen Sprachraum eine derartige lokale Plattform im wahrsten Sinne des Wortes am Start. Wie beim Vorbild Kickstarter gilt auch hier: das Geld fließt nur, wenn die gesamte erforderliche Mindestsumme zusammenkommt. Und es geht auch nicht um Spenden: für das Geld müssen von den Projektinitiatoren auch in irgendeiner Form Gegenleistungen angeboten werden – in der Regel nach Höhe der Finanzierung gestaffelt. Fünf Projekte wurden auf diese Weise von Nordstarter bereits erfolgreich finanziert – mit Beträgen zwischen 2.000 und knapp über 23.000 Euro.

Bleibt die Frage, ob so etwas nicht eine Möglichkeit für Linz und Oberösterreich wäre? Diese Art der Kulturfinanzierung jenseits öffentlicher Förderungen und klassisch-marktlicher Verwertungswege hat jedenfalls Potential – global wie lokal.

[Update]

Einen informativen Artikel zu Chancen aber auch Tücken von Crowdfunding, gerade auch im Kulturbereich haben Elisabeth Mayrhofer und Monika Mokre vom Wiener Forschungsinstitut FOKUS geschrieben „Über das schwierige Verhältnis zwischen Kunst und Demokratie„.

4-teilige Serie „Everything is a Remix“

Der New Yorker Künstler Kirby Ferguson hat in einer aufwändig gestalteten, vierteiligen Serie versucht, seine zentrale These zu untermauern: Everything is a Remix. Die Videos sind dabei selbst ein äußerst kreativer Remix bestehender Werke – und wären in dieser Form in Europa nicht so ohne weiteres möglich. Denn im Unterschied zu den USA, wo das flexible „Fair-Use“-Prinzip die Rekombination bestehender Werke erlaubt, gibt es eine derartig allgemeine Ausnahmeklausel im deutschen bzw. österreichischen Urheberrecht nicht.

Die Videos sind aber vor allem unterhaltsam – seht selbst:

Everything is a Remix Part 1 from Kirby Ferguson on Vimeo. Continue reading →

Debatten um Urheberrecht, Kunst und Kultur

Nicht nur im Zuge der Proteste gegen das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA (vgl. z.B. „Acta, das Netz und die Urheber„), sondern auch rund um eine von mehreren Verwertungsgesellschaften getragene Kampagne mit dem Titel „Kunst hat Recht“ tobt derzeit in Österreich eine heftige Debatte um den Schutz sogenannter „geistiger Eigentumsrechte“ (vgl. „Urheberrecht, Kunst und Kultur“ bzw. „‚Kunst gegen Überwachung‘ gegen ‚Kunst hat Recht‘„).

Gerade im Kontext der zweiten Debatte ist interessant, dass die Konfliktlinien quer durch die Community der Künstlerinnen und Künstler verläuft. Dies wird auch angesichts der Stellungnahme des Kulturrats Österreich deutlich, der sich damit von der Kampagne „Kunst hat Recht“ distanziert und die Frage aufwirft, warum das Urhebervertragsrecht kein Thema ist. Den Grund dafür sieht der Kulturrat darin, dass in den Verwertungsgesellschaften keineswegs nur Urheberinnen und Urheber, sondern auch Verwerter mibestimmen:

„In den Verwertungsgesellschaften sitzen mit einer Ausnahme UrheberInnen und VerwerterInnen – die Ausnahme, die Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden (VDFS), hat die Unterstützung der Kampagne noch vor Beginn eingestellt.“

Zumindest kommt so aber etwas Bewegung in die Debatte rund um das Urheberrecht, dem Kapitel 2 in „Freiheit vor Ort“ sowie Kapitel 7 in „Freie Netze. Freies Wissen.“ gewidmet sind. In letzterem ist das Interview mit Johannes Grenzfurthner vom Wiener KünstlerInnenkollektiv monochrom ganz besonders empfehlenswert. Sein heute noch gültiges Fazit zum Thema Kunst und Urheberrecht:

„Das ist wie beim Hamburger: am wenigsten hat davon die Kuh.“

 

Relaunch von Blog und Homepage

 _ www.freienetze.at jetzt auf WordPress

Nach fünf Jahren auf einer mittlerweile sehr veralteten Version des freien Content-Management-Systems Joomla läuft www.freienetze.at seit heute auf einem nagelneuen WordPress. Unser Dank für den Umzug geht in erster Linie an unseren Webmaster der ersten Stunde Hansi, der wieder einmal viele unbezahlte Stunden in die Homepage investiert hat.

Während der Umzugsphase war es längere Zeit nicht möglich, neue Einträge auf diesem Blog zu posten – diese Ausrede gilt jetzt nicht mehr und es wird ab sofort wieder regelmäßiger Updates zu Themen rund um die beiden Bücher „Freie Netze. Freies Wissen.“ und „Freiheit vor Ort: Handbuch kommunale Netzpolitik“ hier geben.

„Auf dem Weg zu einer Wissensallmende?“ 

 _Themenheft „Aus Politik und Zeitgeschicht“ über „Gemeingüter“

Der deutsche Bundestag gibt wöchentlich die Zeitung “ Das Parlament“ mit einer Druckauflage von ca. 60.000 Stück heraus. Als Beilage findet sich darin das von der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gestaltete Themenheft “ Aus Politik und Zeitgeschichte“ (APuZ), dessen aktuelle Ausgabe sich dem thema “ Gemeingüter“ widmet.

Zu den AutorInnen dieser Ausgabe zählt auch Freiheit-vor-Ort-Mitherausgeber Leonhard Dobusch, und zwar mit einem gemeinsam mit Prof. Sigrid Quack vom Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung verfassten Aufsatz zum Thema „Auf dem Weg zu einer Wissensallmende?“ Ein Auszug:

„Wer sein Wissen mit anderen teilt, muss es deshalb selbst nicht hergeben. Vielmehr gilt, je mehr Leute Zugang zum vorhandenen Wissen haben, desto mehr neue Ideen und Innovationen können aus der Rekombination dieses Wissens entstehen.“

Außerdem finden sich in der Ausgabe viele weitere lesenswerte Beiträge, unter anderem zum Beispiel ein Essay von Silke Helfrich vom Commonsblog zum Thema “ Was sind Gemeingüter?„. Auch sie und ihr Co-Autor Felix Stein beschäftigen sich mit der Wissensallmende und verweisen in diesem Zusammenhang sogar auf die Stadt Linz:

„Auch in Europa tut sich bezüglich der Wissensallmende einiges. So hat zum Beispiel die Stadt Linz mit der Einrichtung von steuerfinanzierten Internetzugängen (hotspots) und Computerstationen für die Öffentlichkeit dafür gesorgt, dass dort der Zugang zum Wissen der Welt nicht mehr vom individuellen Einkommen abhängt. Politik, die auf die Förderung von Gemeingütern abzielt, ist insbesondere für die Kommunen eine Chance und eine Herausforderung.“

Letzterem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

„Neue Formen der Kreativität ermöglichen“ 

 _ „Meinung zum Urheberrecht“ von Leonhard Dobusch auf iRights.info

iRights.info ist ein, wenn nicht das deutschsprachige Informationsportal für Urheberrecht in der digitalen Welt. Seit einiger Zeit erscheint dort täglich eine “ Meinung zum Urheberrecht„. In der heutigen Ausgabe kommt dort Freiheit-vor-Ort-Mitherausgeber Leonhard Dobusch zu Wort. In seinem Beitrag mit dem Titel “ Neue Formen der Kreativität ermöglichen“ fordert er dabei eine Ergänzung des europäischen Urheberrechts nach Vorbild der US-Fair-Use-Klausel:

„Eine Ergänzung der europäischen Schrankenbestimmungen um eine ähnliche Regelung ist mehr als überfällig, um schöpferische und nicht-verwertungsorientierte Ausdrucksformen von kreativen Usern zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um die Freiheit künstlerischen Schaffens, sondern ganz allgemein auch um Rede-, Meinungs- und Ausdrucksfreiheit.“

In seinem Beitrag sind außerdem eine Reihe von Beispielen von Videos verlinkt, die nach derzeitiger Rechtslage – aller Kreativität zum Trotz – nicht online veröffentlicht werden dürften.

Open Commons News #1: Vorschlag für Lizenzierung 

 _ Vorschlag für Lizenzierung, Video von der Auftaktveranstaltung und Blogeintrag von David Bollier 

Logo: linz open commons Als ersten konkreten Output der Initiative “ Open Commons Region Linz“  seit der Auftaktveranstaltung am 11. April 2011 (siehe auch untenstehendes Video) wurde Anfang dieser Woche ein Vorschlag für eine einheitliche Lizenzierung von Open Data in Österreich zur Diskussion gestellt (vgl. PDF). Der Vorschlag wurde gemeinsam mit dem Open-Commons-Beiratsmitglied Dr. Franz Schmidbauer erstellt.

Ebenfalls berichtenswert ist, dass die Initiative inzwischen auch internationale Aufmerksamkeit erfährt. So hat jüngst – unter Bezug auf einen Bericht von Freiheit-vor-Ort-Mitautor Thomas Gegenhuber, Commons-Vordenker David Bollier der Linzer Initiative einen Blogeintrag gewidmet.

Countdown zum Start von Webwissenschaften in Linz 

 _ Informationsveranstaltung am 5. Mai an der Johannes Kepler Universität

Thomas Gegenhuber, einer der Autoren von „Freie Netze. Freies Wissen.“ und „Freiheit vor Ort“ berichtet auf seinem Blog von einer offiziellen Informationsveranstaltung an der Linzer Johannes Kepler Universität anlässlich der neuen Studienrichtung Webwissenschaften (vgl. „Masterstudium ‚Webwissenschaften': Statusbericht„), die man ab Herbst dort inskribieren kann:

„Das Web verändert unser Leben maßgeblich. Nur mit einem fächerübergreifenden Ansatz können wir diese Entwicklungen verstehen. Die Webwissenschaften als zeitgerechtes und modernes Studium an der JKU vermitteln die wissenschaftliche Basis für dieses Verständnis in Theorie und Praxis. Das Studium startet im WS 2011!

Wann: Donnerstag, 5. Mai, 18.30 Uhr – 20.00 Uhr
Wo: HS 15 und Foyer Managementzentrum an der Johannes Kepler Universität, Altenbergerstraße 69, 4040 Linz
Was: Präsentation des Studiums Webwissenschaften und der einzelnen Studienzweige
Wer: Alle die an dem Studium interessiert sind

Ablauf:
18.30 Uhr: Begrüßung im HS 15 durch den Studienkommissionsvorsitzenden und Vorstellung des Studiums
19.00 Uhr: Detailinformationen in der Aula des Managementzentrums mit folgenden Ständen:
5 Stände für die Studienzweige
1 Tisch „Zulassungscheck“
1 Tisch des ÖH Sozialreferats

20.00 Uhr: Ende der Veranstaltung“

Die Idee zur Einrichtung der Studienrichtung geht zurück auf einen Projektvorschlag in Kapitel 9 von „Freie Netze. Freies Wissen.“